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Der Gewitteraugust 2006 an der Küste

Dem bislang wärmsten Juli seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Mecklenburg-Vorpommern folgte im Jahr 2006 ein nasser, wechselhafter und vergleichsweise kühler August. Tiefdruckwetterlagen prägten den Monat, westliche bis nördliche Strömungen waren in der Überzahl. Aufgrund der hochsommerlich warmen Vorgeschichte des Julis sorgte dies für einige Besonderheiten und Turbulenzen im Küstenumfeld. Während fast überall im Bundesgebiet eine negative Abweichung bei der Mitteltemperatur im August 2006 zu Buche stand (Im Süden sogar -2 bis -3 K ggü 1961-1990), fiel der Monat im Küstenbereich von Nord- und Ostsee trotz unterkühlter Grundströmung zu warm aus. Die Ursache: Das Oberflächenwasser der Ostsee hatte sich zu Beginn des dritten meteorologischen Sommermonats auf ungewöhnlich hohe Werte von über 20°C erwärmt. Somit fungierte es wie eine Fußbodenheizung, erwärmte die unteren Luftschichten und verhinderte kalte Nächte.

Die dominierenden Wetterlagen waren im August 2006 „Tief Mitteleuropa“ (9 x) und „Trog Mitteleuropa“ (7 x). Dies ist ein klares Indiz für urlauberfeindliches Wetter, weil äußerst unbeständig und niederschlagsreich. Für den Wetterinteressierten und Synoptiker halten solche Konstellationen jedoch viel Spannung und Abwechslung parat. So auch an der MV-Ostseeküste, wo dieser Monat als einer der gewitterreichsten aller Zeiten in die Rekordlisten einging.

Zudem herrschten gute atmosphärische Bedingungen, welche die Bildung von Wasserhosen begünstigten. Hierbei seien erneut die hohen Wassertemperaturen genannt, welche von den vielen heißen und strahlungsintensiven Julitagen herrührten. Zusammen mit der nun gelegentlich aus Norden vorstoßenden hochreichenden Kaltluft ergab sich ein veritabler Temperaturgegensatz und eine feuchtlabile Schichtung. Kleine hebungsfördernde Konvergenzlinien (bspw. West-/Nordwinde strömen gegeneinander) in windschwacher Umgebung lieferten einen zusätzlichen Impuls. Mindestens 25 Tornados über See konnten im August 2006 vor der Küste Mecklenburgs und Vorpommerns beobachtet und dokumentiert werden, weitere Verdachtsfälle liegen vor und von einer hohen Dunkelziffer ist auszugehen. Besonders beeindruckend muss das Schauspiel gewesen sein, was sich Strandbesuchern am Vormittag des 26.08.2006 in Ahrenshoop geboten hat. Gleich 7 Wasserhosen zeigten sich zwischen 08:45 bis 11:00 Uhr auf dem Meer, einige zogen bis ans Ufer und lösten sich erst dann auf. Weitere Tage mit zahlreichen Fällen waren der 11.-13.08. und 22.08.

Tornado vor Ahrenshoop (Fischland-Darß) am 26.08.2006
Quelle: http://www.naturgewalten.de/060826ahrenshoop.htm

Die perfekten Bedingungen für Wasserhosen lassen sich natürlich auch auf die Konvektion (Schauer-/Gewitterniederschlag) übertragen, denn die Rüssel entstanden an solcher Quellbewölkung.

Das zeigt der Blick auf die Summe der Gewittertage an ausgewählten Wetterwarten des DWD in MV. Die meisten (Kaltluft-) Gewitter konnten an den Küstenstationen beobachtet werden, denn das sommerwarme Meerwasser lieferte die notwendige Energie, gegenüber den sich abkühlenden Landflächen auch nachts. Am Kap Arkona an der Nordspitze Rügens traten an 15 Tagen des Monats Gewitter auf. In Warnemünde bedeuteten die 13 Gewittertage den Rekord für den gewitterreichsten Monat in der Messreihe seit Juli 1946. Im vieljährigen Klimamittel ergeben sich nur 4 August-Gewittertage für das Rostocker Ostseebad.

Dieser meteorologischen Kenntag wird verzeichnet, wenn mindestens ein hörbarer Donner auftritt.

Anzahl Gewittertage August 2006-
beobachtet an hauptamtlichen Wetterwarten in MV

15 Tage Kap Arkona / Rügen
13 Tage Warnemünde
8 Tage Marnitz
7 Tage Greifswald
4 Tage Schwerin


Die zahlreichen intensiven Schauer und Gewitter sowie Frontniederschläge der Tiefdruckgebiete brachten auf der Insel Rügen zwischen dem 01. und 31.August lokal über 200 l/m². Dies entspricht je nach Standort dem drei bis sogar vierfachem des „normalen“ Augustniederschlags.

Die höchsten Monatsniederschlagssummen vom August 2006
(in Klammern Prozent vom Mittelwert 1961-1990)
230,9 l/m² Gager-Groß Zicker (418,3 %)
218,8 l/m² Sassnitz (352,9 %)
201,1 l/m² Binz auf Rügen (329,1 %)
199,4 l/m² Bergen auf Rügen (295,0 %)
197,8 l/m² Franzburg (314,0 %)

Das Monatsdiagramm der niederschlagsreichsten Station des 2006er August in MV. Gager-Groß Zicker, im Süden der HI Mönchgut auf Rügen gelegen, verzeichnete 230,9 l/m², verteilt auf 24 Niederschlagstage. In Putbus gab es sogar extreme 26 Tage mit messbarem Niederschlag. Demzufolge Unmut bei den Sommerurlaubern, welche jedoch im Vorgängermonat Juli bei Sonne und Hitze bereits auf ihre Kosten kamen.

Quelle: http://www.mtwetter.de/monatskarte.php

Die Inseln und Küstenorte als wärmste Ecken- die Ostsee federte die Kühle ab. Sozusagen das Erbe des rekordwarmen Julis zuvor. Ungemütlich war es natürlich trotzdem für die Meisten, ein paar Grad mehr (besonders nachts) machten aufgrund der ständigen Niederschläge nicht viel aus. Je weiter die Entfernung zum Meer, desto weniger macht sich der Effekt bemerkbar.

Auswahl Monatsmitteltemperatur August 2006
(in Klammern Abweichung vom Mittelwert 1961-1990)
18,5°C (+1,4 K) Greifswalder Oie
18,2°C (+1,2 K) Hiddensee-Vitte
18,0°C (+1,3 K) Kap Arkona
17,9°C (+1,2 K) Warnemünde

16,9°C (+-0,0 K) Boizenburg
16,9°C (+0,1 K) Schwerin
16,7°C (+-0,0 K) Marnitz

Kleiner Ausblick: Für die dritte Dekade des diesjährigen Augusts sieht es nach stabilem und recht trocken-warmem Spätsommerwetter aus!

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